Hydroponik bedeutet nicht immer, dass Pflanzen ausschließlich in Wasser wachsen. In vielen Systemen werden Substrate eingesetzt. Sie liefern keine Nährstoffe – dafür sorgt die Nährlösung –, aber sie geben den Pflanzen Halt, speichern Feuchtigkeit und sorgen für Sauerstoff im Wurzelbereich. Die Wahl des richtigen Mediums ist entscheidend: sie beeinflusst, wie schnell die Wurzeln wachsen, wie stabil das System läuft und wie leicht die Kultur zu pflegen ist.
Werfen wir einen Blick auf die am häufigsten verwendeten Substrate: Steinwolle, Blähton, Kokosfaser, Perlite und Vermiculite.
Steinwolle – der Klassiker der Hydroponik
Steinwolle (Rockwool) ist eines der meistgenutzten Substrate in professionellen Anlagen. Sie ist leicht, porös und speichert Wasser sehr effektiv. Erhältlich als Würfel, Matten oder Granulat.
Vorteile:
- Sehr hohe Wasserspeicherung.
- Gute Luftdurchlässigkeit – fördert starkes Wurzelwachstum.
- Einfaches Pflanzen und Umtopfen.
Nachteile:
- Muss vor Gebrauch gründlich gespült und pH-angepasst werden (Startwert meist über 7).
- Künstliches Material – schwer zu recyceln.
- Bei falscher Anwendung kann sie zu viel Wasser halten.
Praxis-Tipp: Steinwolle immer vor der Nutzung in Wasser mit pH 5,5–5,8 einweichen.
Blähton – leichte Tonkügelchen
Blähton (Hydroton) besteht aus bei hoher Temperatur gebranntem Ton. Das Ergebnis sind stabile, poröse Kügelchen, die in Hydroponik-Systemen sehr beliebt sind.
Vorteile:
- Sehr gute Belüftung der Wurzeln.
- Wiederverwendbar – leicht zu reinigen und zu sterilisieren.
- Stabil, beeinflusst pH und EC nicht.
Nachteile:
- Geringe Wasserspeicherung – erfordert häufigere Bewässerung.
- Relativ schwer im Vergleich zu anderen Substraten.
Praxis-Tipp: Besonders gut geeignet für rezirkulierende Systeme wie NFT oder Tropfbewässerung.
Kokosfaser – die natürliche Alternative
Kokossubstrat wird aus den Fasern der Kokosnuss hergestellt und gilt als umweltfreundliche Alternative zur Steinwolle.
Vorteile:
- Speichert viel Wasser, bleibt aber luftig.
- 100 % natürlich und biologisch abbaubar.
- Neutraler pH-Wert (nach entsprechender Pufferung).
- Fördert starkes Wurzelwachstum.
Nachteile:
- Kann Salzreste enthalten, wenn es nicht korrekt vorbehandelt wurde.
- Benötigt zusätzliche Ca/Mg-Düngung.
Praxis-Tipp: Nur gepufferte, für den Anbau vorbereitete Kokoserde verwenden.
Perlite – leicht und luftig
Perlite ist aufgeblähtes vulkanisches Glas. Es hält etwas Wasser zurück, dient aber hauptsächlich zur Belüftung und Drainage.
Vorteile:
- Sehr leicht und einfach mit anderen Substraten zu mischen.
- Verbessert die Sauerstoffversorgung der Wurzeln.
- Chemisch neutral.
Nachteile:
- Stäubt bei der Verarbeitung (befeuchten vor Nutzung).
- Allein nicht stabil genug – besser in Mischungen.
Vermiculite – Wasserspeicher
Vermiculite ist wie Perlite vulkanischen Ursprungs, unterscheidet sich aber durch seine hohe Wasserspeicherkapazität.
Vorteile:
- Hält Feuchtigkeit sehr lange.
- Stabilisiert die Temperatur im Wurzelbereich.
- Neutral und sicher.
Nachteile:
- In großen Mengen kann es zu Staunässe führen.
- Am besten in Kombination mit Perlite oder Kokos.
Vergleichstabelle der Hydroponik-Substrate
Substrat | Wasserhaltevermögen | Belüftung | Öko / Recycling | Schwierigkeit | Am besten geeignet für |
---|---|---|---|---|---|
Steinwolle | Sehr hoch | Gut | Schwach (synthetisch) | Mittel | Kommerzielle Anzucht, Stecklinge |
Blähton | Niedrig | Sehr gut | Wiederverwendbar | Einfach | Rezirkulierende Systeme |
Kokos | Hoch | Gut | Biologisch abbaubar | Einfach/Mittel | Universell indoor/outdoor |
Perlite | Mittel | Sehr gut | Natürlich, leicht | Einfach | Zuschlagstoff für Mischungen |
Vermiculite | Sehr hoch | Mittel | Natürlich | Einfach | Feuchtigkeitszusatz |
Fazit
Das „beste“ Substrat gibt es nicht – es hängt vom System, den Pflanzen und der Erfahrung ab. Steinwolle wird häufig in professionellen Anlagen genutzt, Blähton ist robust und langlebig, Kokos punktet als umweltfreundliche Allround-Lösung, während Perlite und Vermiculite am besten als Zusätze in Mischungen wirken.
Die richtige Wahl erleichtert die Pflege, steigert die Effizienz und sorgt für gesunde Pflanzen mit stabilen Erträgen.