Der Heimanbau von Cannabis – egal ob in Erde oder Hydroponik – birgt das Risiko von Stressfaktoren, die sich negativ auf das Wachstum, den Ertrag, die Krankheitsresistenz und sogar das Geschlecht der Pflanze auswirken können. Wer die Mechanismen von Stress, seine Arten und Präventionsmaßnahmen versteht, hat die besten Chancen auf eine erfolgreiche und gesunde Ernte.
Arten von Stress
Abiotischer Stress
Wird durch ungünstige Umweltbedingungen verursacht:
Hitzestress: Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen, sowohl in der Luft als auch im Boden oder der hydroponischen Lösung.
Wasserstress: Zu viel oder zu wenig Wasser führt zu Welke, Wurzelfäule und schwachem Stoffwechsel.
Luftfeuchtigkeitsschwankungen: Plötzliche Veränderungen verlangsamen das Wachstum und machen Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.
Lichtstress: Zu viel, zu wenig oder abrupte Wechsel der Lichtintensität sowie UV-Stress (Verbrennungen durch Lampen).
Nährstoffstress: Mangel oder Überschuss an Nährstoffen verursacht Vergilbung, Braunfärbung, Blattflecken, Wachstumsstörungen oder Toxizität.
Biotischer Stress
Hängt mit lebenden Faktoren zusammen:
Schädlinge (z.B. Spinnmilben, Weiße Fliegen, Blattläuse)
Pathogene (Pilze, Schimmel, Bakterien, Viren)
Zufällige mechanische Schäden: durch Menschen, Tiere oder Trainingstechniken wie LST, HST.
Trainingsbedingter Stress
Low-Stress Training (LST): Biegen und Fixieren von Trieben; weniger riskant, aber unsachgemäße Durchführung kann die Pflanze trotzdem belasten.
High-Stress Training (HST): Topping, Fimming, Triebbruch, Entlaubung; intensiverer Stress, längere Regenerationszeit, erhöhtes Risiko von Wachstumsstörungen oder Geschlechtswechsel.
Symptome und Auswirkungen von Stress
Sowohl Erde- als auch Hydrosysteme zeigen ähnliche Symptome, wobei sich die Auswirkungen im Hydroanbau oft schneller zeigen, da die Pflanzen voll auf den Grower angewiesen sind.
Einrollen, Vergilben oder Braunfärbung der Blätter
Abwerfen der Blätter, schlaffe Spitzen
Blattflecken, Verfärbungen, trockene Blattspitzen
Verlangsamtes oder gestopptes Wachstum
Schwaches Wurzelsystem (Fäulnis, weiße Beläge, lockere Strukturen)
Erhöhtes Risiko von Hermaphroditismus
Stressvermeidung: Praktische Tipps
Optimale Umweltbedingungen
Temperatur: 20–25°C am Tag, mindestens 16°C in der Nacht (Erde/Hydro).
Luftfeuchtigkeit: 60–70% für junge Pflanzen, 40–50% für ältere Pflanzen.
Bewässerung: In Erde gießen, wenn die oberste Schicht trocken ist. Im Hydroanbau regelmäßig Lösungskonzentration prüfen, kein Wassermangel zulassen.
Beleuchtung: LED-Lampen erzeugen weniger Hitze als HPS, erleichtern die Kontrolle von Lichtmenge und Abstand. Den Lichtzyklus richtig steuern, um hohe Temperaturen in heißen Stunden zu vermeiden.
Hitzestress vermeiden
Oszillierende Ventilatoren im Growroom verwenden.
Klimaanlage oder mechanische Luftabsaugung installieren.
Im Outdooranbau morgens oder abends gießen, bei Hitzewellen Töpfe in den Schatten stellen.
Im Hydrobereich die Lösung kühlen und stets sauber halten.
Nährstoffstress vermeiden
Nicht überdüngen; weniger ist oft besser als mehr.
Bei Stress Algen- oder Seekalprodukte zuführen – sie unterstützen die Regeneration.
Wurzelsystem regelmäßig mit klarem Wasser spülen, besonders im Hydroanbau.
Trainingsstress minimieren
LST vorsichtig anwenden, Triebe nicht brechen, langsam fixieren.
HST nur bei optimalen Bedingungen anwenden, der Pflanze nach dem Eingriff Zeit zur Erholung geben, nicht bei gestressten Pflanzen trainieren.
Schneidwerkzeuge immer desinfizieren.
Biotischen Stress vermeiden
Saubere Werkzeuge und Handschuhe verwenden.
Pflanzen regelmäßig nach Schädlingen und Krankheiten absuchen.
Biologische/ökologische Mittel zur Bekämpfung biologischer Invasionen einsetzen.
Fazit
Der Cannabis Heimanbau erfordert präzise Umweltkontrolle, Aufmerksamkeit für Symptome und geschicktes Stressmanagement. Egal ob Erde oder Hydro – der Schlüssel liegt in der schnellen Identifikation von Stressquellen, einer ausgewogenen Reaktion und konsequenter Prävention. Investiere in zuverlässige Messgeräte für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung, und passe deine Methoden an die Bedürfnisse der Pflanzen an – für wenig Stress und maximale Gesundheit.
Baue bewusst an, vermeide unnötige Experimente und denke daran: Weniger Stress für die Pflanzen bedeutet bessere Ergebnisse für den Gärtner.