Kurz und direkt: EC (Electrical Conductivity) bedeutet elektrische Leitfähigkeit einer Lösung, normalerweise angegeben in mS/cm (MilliSiemens pro Zentimeter). Je mehr gelöste Ionen (also Nährsalze) im Wasser vorhanden sind, desto leichter fließt Strom – und desto höher ist der EC-Wert.
⚠️ Wichtig: EC zeigt nicht an, welche Nährstoffe enthalten sind, sondern nur wie viel insgesamt. Es unterscheidet nicht zwischen N, P, K, Ca oder Mg.
Zur Orientierung:
- EC – wissenschaftliche Einheit, mS/cm (bei sehr geringen Konzentrationen auch μS/cm).
- TDS/ppm – Umrechnung von EC in „parts per million“ nach verschiedenen Skalen (500/640/700). Dieselbe Lösung kann 1000 ppm auf der 500-Skala oder 1400 ppm auf der 700-Skala haben. Deshalb arbeiten Profis mit EC oder CF (EC × 10).
Warum ist EC wichtig?
Weil es ein schneller Gesundheits-Check der Ernährung ist.
- EC steigt: die Lösung wird konzentrierter – Risiko von Salzablagerungen und Nährstoffblockaden.
- EC sinkt: Pflanzen nehmen Nährstoffe schneller auf als Wasser – Zeichen für Hunger (oder hohe Temperaturen → sie „saufen“).
- EC stabil: Balance – Nährstoffgabe und Aufnahme stimmen überein.
Außerdem verhindert es Blindflug: Rezepte wie „x ml Dünger pro Liter“ sind trügerisch, denn Wasser ist nicht gleich Wasser. Zwei Leitungswässer + derselbe Dünger = EC-Unterschiede von 0,3–0,5 mS/cm.
Messgeräte: Auswahl und Kalibrierung
Arten von EC-Messgeräten:
- Stift (Pen) – günstig, mobil, völlig ausreichend für Hobby-Gärtner.
- Stationär / Inline-Controller – für kontinuierliche Überwachung im Tank oder Rücklauf.
Worauf achten?
- ATC (Automatische Temperaturkompensation) – EC ist stark temperaturabhängig. Referenz ist fast immer 25°C.
- Kalibrierlösungen – halte 1,413 mS/cm und 12,88 mS/cm Standards bereit.
- Pflege – EC-Sonden sind robuster als pH-Elektroden, aber nicht schrubben! Spüle mit Osmose-/DEWasser, entferne Luftblasen, sauber lagern.
Schnelle Kalibrierung in 3 Schritten:
- Sonde mit RO spülen, Tropfen abschütteln.
- In 1,413 mS/cm Standard tauchen, stabilisieren lassen, einstellen.
- (Optional) Mit 12,88 mS/cm prüfen – bei Abweichung > ±0,05 mS/cm → Zweipunkt-Kalibrierung.
⚡ Tipp: Nicht im 15°C-kalten Schuppen kalibrieren und Laborgenauigkeit erwarten. Lösung und Sonde vorher auf Raumtemperatur (ca. 25°C) bringen.
Probenahme und Messung
Hydro (NFT/DWC/Tank):
- Zirkulation 5–10 Min. laufen lassen.
- Probe aus mittlerer Tiefe entnehmen, nicht Oberfläche oder Boden.
- Sonde eintauchen, Luftblasen entfernen, auf stabilen Wert warten.
Boden/Kokos – „Slurry-Test“:
- 1 Teil Substrat + 2 Teile RO/DEM-Wasser mischen (manche nehmen 1:5; wichtig ist Konsistenz).
- 10–15 Min. stehen lassen.
- EC in der klaren Flüssigkeit messen.
So erkennt man Salzgehalt im Wurzelbereich – unverzichtbar bei Blattproblemen.
Welche EC-Werte sind „gut“?
Keine Universallösung. Grobe Richtwerte für gängige Kulturen:
Stadium / Pflanzentyp | EC (mS/cm) – Richtwert |
---|---|
Keimlinge / Jungpflanzen | 0,4–0,8 |
Vegetatives Wachstum | 1,0–1,6 |
Beginn der Blüte | 1,4–1,7 |
Volle Blüte (stark zehrend) | 1,7–2,0 |
Spülung (Flush) | 0,0–0,2 |
EC, CF, ppm – schnelle Umrechnung
CF (Conductivity Factor) = EC × 10
Beispiel: EC 1,8 mS/cm = CF 18
- ppm (TDS) abhängig von der Skala:
- 500-Skala (NaCl):
ppm ≈ EC × 500
- 640-Skala (442):
ppm ≈ EC × 640
- 700-Skala (KCl):
ppm ≈ EC × 700
→ Wenn ppm: immer Skala angeben!
- 500-Skala (NaCl):
7 häufige Fehler beim Messen (und Lösungen)
- Keine ATC / Temperaturunterschiede – kalte Lösung, warme Sonde = falscher Wert.
→ Alles auf 20–25°C bringen; ATC nutzen. - Luftblasen an der Sonde – EC zu niedrig.
→ Sonde leicht schwenken. - Messung direkt am Pumpenauslass – lokal andere Konzentration.
→ Probe aus Mitte nach Zirkulation. - Verschmutzte Sonde – Ablagerungen verfälschen Messung.
→ Mit RO spülen, gelegentlich reinigen. - Hartes Leitungswasser – Start-EC schon 0,6+.
→ Besser RO-Wasser + Ca/Mg zufügen. - Nur „ml/Liter“-Rezepte ohne Messung – jedes Wasser anders.
→ Immer EC prüfen, dann dosieren. - EC-Panik mit nur PK-Booster.
→ Immer gesamtes Nährstoffprofil ausbalancieren.
EC-Veränderungen richtig deuten
- EC steigt täglich: Pflanzen trinken mehr Wasser → Lösung konzentriert sich.
Lösung: Mit Wasser auffüllen, verdünnen, Rezept prüfen. - EC sinkt stetig: Pflanzen fressen Nährstoffe schneller.
Lösung: EC beim nächsten Füttern leicht erhöhen. - EC stabil, pH driftet: Aufnahme läuft, Ionengleichgewicht verschiebt sich.
Lösung: pH im Blick behalten, nicht übersteuern.
Checkliste (für die Growbox)
- Kalibrieren – 1,413 (und ggf. 12,88) mS/cm bei 25°C.
- Zirkulieren 5–10 Min. – Lösung homogenisieren.
- Probe aus Mitte – nicht oben/unten.
- Messen – ohne Luftblasen, warten bis stabil.
- Protokoll führen – Datum, EC, pH, Temp.
- Anpassen – verdünnen oder Dünger erhöhen, aber kontrolliert.
- Wechsel – im Hydro alle 7–14 Tage.

Kurz-Q&A
Zeigt EC, ob genug Stickstoff da ist?
Nicht direkt. EC = Gesamt-Salze; Blätter und Wachstum geben Hinweise.
Kann ich nur ppm nutzen?
Ja, aber Skala nennen (500/640/700).
EC-Sonde in Aufbewahrungslösung wie pH?
Meist nicht nötig. Sauber und trocken lagern (Herstellerhinweise beachten).
Spickzettel
Begriff | Bedeutung | Merken |
---|---|---|
EC | Leitfähigkeit, mS/cm | Temp.-abhängig, ATC nutzen |
CF | EC × 10 | EC 1,8 → CF 18 |
ppm | Umrechnung TDS | Skala 500/640/700 |
ATC | Temperaturkompensation | bei 25°C kalibrieren |
Slurry 1:2 | Substrattest | 1 Substrat : 2 RO, 10–15 Min., klare Phase messen |
Fazit
EC ist kein Dogma, sondern ein Kompass. Man lernt, ihn zusammen mit Pflanzenreaktionen, Klima und pH-Dynamik zu lesen. Wer das Zusammenspiel von EC, Wasseraufnahme und pH versteht, verlässt das Rätselraten und erreicht stabile, planbare Düngung.