Struktur ist der heilige Gral eines stabilen Anbaus. Wenn dein Mix die Wurzeln belüftet und gleichzeitig Feuchte speichert, wachsen Pflanzen wie verrückt und du gießt seltener und präziser. Auf dem Portal maryjane.farm zerlegen wir das Thema: welche Zusätze Porosität, Drainage und Wasserspeicher wirklich verbessern, wie viel du einmischst, welche Körnung passt und wovon du die Finger lässt.
Was bedeutet „gute Struktur“?
Ein Mix muss Wurzeln drei Dinge gleichzeitig liefern:
- AFP (air-filled porosity) – luftgefüllte Poren direkt nach dem Gießen.
- WHC (water-holding capacity) – Wasser in Mikro-Poren.
- Stabilität – damit der Topf nach ein paar Gießgängen nicht zur „Ziegelmasse“ wird.
Wenn der Topf nach dem Gießen schwer ist, die Oberfläche in wenigen Stunden antrocknet und die in der Hand gepresste Probe ihre Form hält, sich aber beim Loslassen leicht zerbröselt, passt es.
Minerale Zusätze (Belüftung & „Skelett“)
Perlit (2–6 mm)
- Warum: stark mehr AFP, lockert die Mischung.
- Wieviel:10–30 % v/v (Sämlinge 15–20 %, Starkzehrer bis 30 %).
- Plus: leicht, inert, günstig.
- Minus: staubt (Maske tragen), kann nach oben „schwimmen“.
- Tipp: vor dem Mischen anfeuchten.
Bims / Lavagranulat (3–8 mm)
- Warum:dauerhafte Perlit-Alternative; Mikro-Poren speichern Wasser.
- Wieviel:10–40 %; je schwerer die Basis, desto eher 30–40 %.
- Plus: wandert nicht nach oben, verbessert gleichzeitig Drainage & Retention.
- Minus: schwerer und meist teurer als Perlit.
Blähton (LECA, 4–8 mm)
- Warum: Drainage, Strukturstabilität.
- Wieviel:5–20 % in der Mischung oder 1–2 cm Mulch oben (weniger Trauermücken).
- Hinweis: eine „Drainageschicht“ unten erzeugt eine Wasserstau-Barriere (perched water table) – besser gleichmäßige Struktur in der ganzen Topfkarotte + ein paar Kugeln nur zum Anheben des Bodens über den Löchern.
Vermiculit (2–4 mm)
- Warum: erhöht WHC und CEC (Kationenaustauschkapazität).
- Wieviel:5–15 % – top für Sämlinge/Bewurzelung.
- Achtung: zu viel = dauerhaft zu nass.
Quarzsand (1–3 mm)
- Warum: beschwert ultra-leichte Mischungen, stabilisiert die Topfstruktur.
- Wieviel:5–10 %.
- Hinweis: macht Töpfe schwerer; mit Bedacht einsetzen.
Zeolith (Clinoptilolith, 1–3 mm)
- Warum: hohe CEC, puffert Ammonium & K, gibt sie an Wurzeln ab; verbessert Struktur.
- Wieviel:5–10 % oder als dünnes Topdressing.
- Plus: „intelligenter Schwamm“ für Kationen.
Organische Zusätze (Porosität, Puffer, Mikrobiom)
Kokos (Pith/Faser/Chips)
- Warum: mehr Porosität und WHC; hält die Struktur.
- Wieviel:20–70 % (von coco-lastig bis leichtes Auflockern).
- Muss: vor Nutzung spülen & mit Ca/Mg puffern, sonst „zieht“ Coco Ca/Mg.
Feine Pinienrinde (bark fines)
- Warum: starker AFP-Boost, weniger Verdichtung.
- Wieviel:10–30 %.
- Hinweis: feine Rinde „frisst“ etwas N — etwas N in der Düngung ergänzen.
Biochar (Gartenkohle)
- Warum: porös, Heim für Mikroben, höhere CEC.
- Wieviel:5–20 %.
- Tipp: Biochar vorher aufladen (Nährlösung/Komposttee); roh kann Nährstoffe binden & pH heben.
Reifer, gesiebter Kompost
- Warum: bildet Aggregate, verbessert Struktur & Leben im Substrat.
- Wieviel:10–20 %.
- Hinweis: zu viel = Verdichtungs- & Salzrisiko; nur stabilen, „kalten“ Kompost nutzen.
Hochmoortorf / Sphagnum
- Warum: Wasserhaltevermögen, weiche Struktur für Sämlinge.
- Wieviel:20–50 % in leichten Mischungen.
- Hinweis: sauer — mit Dolomit (3–7 g/L) auf pH ~6,2–6,5 puffern. Nachhaltigkeit beachten, ggf. mit Coco ausgleichen.
Reisspelzen
- Warum: leichte Perlit-Alternative, liefert natürliches Silizium.
- Wieviel:10–30 %.
- Hinweis: zersetzen sich langsam (minimale N-Bindung) — in der Düngung kompensieren.
„Sanfte Chemie“: Funktionale Add-ons
Netzmittel (Wetting Agents)
- Warum: gleichmäßiges Eindringen des Wassers in Torf/Coco; weniger Bevorzugungswege.
- Dosierung: meist 0,1–0,2 % (Etikett lesen). Natürliche Yucca wirkt mild & gut.
Hydrogele (SAP)
- Warum: Wasserspeicher für Outdoor/Guerilla.
- Achtung: indoor-Töpfe werden damit leicht zu nass/anoxisch; sparsam bis gar nicht nutzen.
Beispiel-Rezepte (pro 10 L Mischung)
- Sämlinge/Bewurzelung (luftig & feucht):
4 L Light-Mix + 2 L Torf (gepuffert) + 2 L Perlit (2–5 mm) + 1 L Vermiculit + 1 L Coco (gepuffert). - Vege „auf Tempo“ (aggressives Wachstum, häufigeres Gießen):
4 L Coco + 3 L Light-Mix + 2 L Bims + 1 L feine Rinde + 0,2 L geladener Biochar. - Blüte in 11–15 L (stabile Feuchte, gute Gaswechsel):
5 L Light-Mix + 2,5 L Coco-Chips + 2 L Bims + 0,5 L Zeolith + 0,5 L feine Rinde.
Mulch/Topdress: 1–2 cm Reisspelzen oder dünne LECA-Schicht — weniger Verdunstung, weniger Trauermücken, keine Verkrustung oben.
Parameter & schnelle Heimtests
- Knettest: angefeuchtete Mischung in der Hand pressen – soll zusammenhalten und sich mit leichtem Stupser zerstreuen.
- Infiltration:1 L Mix in Topf mit Löchern, 500 ml Wasser eingießen — Ablauf in 5–20 s ist sweet spot (länger = zu schwer, sofort = zu locker).
- Schüttdichte: die meisten Cannabis-Mischungen zielen auf 0,1–0,4 g/cm³.
- Ziel-pH:6,2–6,6 (Erde) / 5,8–6,2 (Coco/soilless).
- Start: frische Mischung auf 100 % Kapazität befeuchten, 24 h „setzen“ lassen — Struktur stabilisiert.
Richtpreise (EU)
- Perlit/Bims: meist einige bis über zehn Euro je 10 L.
- Kokos (5-kg-Brick → 60–70 L hydriert): zehn bis mehrere Dutzend Euro.
- Zeolith/Biochar/feine Rinde: mehrere bis über zehn Euro je 10 L.
(Variiert nach Land, Körnung, Hersteller.)
Häufige Fehler
- Zu viel Vermiculit/Kompost → „Sumpf“ & wenig Sauerstoff an Wurzeln.
- Ungepuffertes Coco → Ca/Mg-Mängel trotz Düngung.
- Drainageschicht unten → Wasser staut über der „Damm-Zone“. Verbessere die gesamte Mischung statt zu schichten.
- Perlit-Staub ohne Maske/Voranfeuchten → Staub überall (und in der Lunge).
- Rohes, ungeladenes Biochar → bindet Nährstoffe & hebt pH.
Fazit
Du willst, dass das Substrat „atmet“ und zugleich Wasser hält? Setze auf einen balancierten Mix: Aerationskomponente (Perlit/Bims/Reisspelzen), Wasserspeicher (Torf/Coco/Vermiculit) sowie Puffer & Mikro-Porosität (Biochar/Zeolith/Rinde). Passe Körnung und Prozente an Gießstil und Topfgröße an – dann lässt sich die Wurzelballen-Karotte wie Butter führen: keine Feuchte-Achterbahn und kein „Beton“ im Topf.