Jeder, der schon einmal Cannabis angebaut hat, weiß: Diese Pflanzen können ebenso dankbar wie anspruchsvoll sein. Unter den vielen Gefahren, die eine Ernte bedrohen, gibt es einen besonders heimtückischen Gegner – Schimmel. Er taucht leise auf, oft genau dann, wenn man denkt, alles laufe perfekt. Und dann kann er in nur wenigen Tagen saftige, aromatische Blüten in graue, watteartige Klumpen verwandeln, die nur noch in den Müll gehören.
Wie man Schimmel an Cannabis erkennt
Der häufigste Übeltäter ist Botrytis cinerea, besser bekannt als Blütenfäule oder Grauschimmel. Anfangs wirkt er harmlos – wie ein feiner, heller Belag auf Blättern oder Blüten. Mit der Zeit wird er dunkler, flauschig, und das darunterliegende Pflanzengewebe beginnt zu faulen. Bei dichten Blüten ist das besonders tückisch: Der Schimmel entwickelt sich von innen nach außen, sodass die äußere Schicht fast perfekt aussehen kann. Deshalb lernen erfahrene Grower, „mit den Augen zu tasten“ – auf subtile Veränderungen in Farbe, Struktur und Geruch zu achten.
Warum Schimmel auftritt
Selten ist nur ein einziger Faktor schuld. Schimmel gedeiht dort, wo die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist, die Luftzirkulation schlecht und die Blüten dicht gewachsen sind. Ein verregneter Sommer im Outdoor-Anbau, fehlende Ventilatoren im Growzelt oder spätes Gießen in einem kühlen Raum – all das schafft ideale Bedingungen für Pilzwachstum.
Wie man Schimmel wirksam bekämpft
Hier zählt Schnelligkeit und Entschlossenheit. Befallene Pflanzenteile müssen sofort entfernt werden – am besten mit einer Schere oder einem Skalpell, wobei man einen Sicherheitsabstand ins gesunde Gewebe lässt. Die Werkzeuge sollten desinfiziert werden (z. B. mit Isopropylalkohol), um keine Sporen auf andere Pflanzenteile zu übertragen. Ist der Befall großflächig, ist es manchmal besser, frühzeitig zu ernten, als die gesamte Ernte zu riskieren.
Vorbeugung – die beste Waffe des Growers
Schimmel zu bekämpfen ist das eine, ihn zu verhindern das andere – und deutlich effektivere.
Einige Grundregeln, die Ernten retten:
- Luftfeuchtigkeit kontrollieren – während der Blütezeit sollte die relative Luftfeuchtigkeit bei etwa 40–50 % liegen.
- Für gute Luftzirkulation sorgen – Ventilatoren sollten die Blätter sanft bewegen, ohne sie zu beschädigen. Luftbewegung erschwert es dem Schimmel, sich festzusetzen.
- Richtig gießen – Überwässerung vermeiden und nicht spät abends gießen, wenn die Temperaturen sinken.
- Pflanzen auslichten – überflüssiges Laub entfernen, damit Licht und Luft ins Innere der Pflanze gelangen.
Warum Schimmel gerne zurückkehrt
Hat Schimmel einmal Einzug gehalten, kann er Millionen mikroskopisch kleiner Sporen im Anbauraum und auf dem Equipment hinterlassen. Deshalb sollte nach einem Befall der gesamte Anbaubereich gründlich gereinigt werden – inklusive Filter, Ventilatoren und Zeltwände. Im Outdoor-Anbau sollte man bedenken, dass mehrere Saisons am selben Standort das Risiko erhöhen können, vor allem wenn in der Nähe andere anfällige Pflanzen wachsen.
Fazit
Schimmel ist ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf. Er lehrt Geduld, Disziplin und Wachsamkeit – denn beim Cannabisanbau zählt jedes Detail. Und wenn es gelingt, einen gesamten Zyklus ohne den kleinsten grauen Belag zu überstehen, ist die Freude über die Ernte umso größer.