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Warum rollen sich Cannabisblätter ein? Taco, Claw und Canoe – wie du Blätter richtig liest und Stress von Mängeln unterscheidest


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Früher oder später kommt in jedem Homegrow genau dieser Moment: Du stehst vor deiner Pflanze, schaust auf die Blätter und weißt, dass „irgendetwas nicht stimmt“ – aber was genau, kannst du nicht benennen. Die Ränder rollen sich nach oben, die Spitzen krümmen sich nach unten, ganze Blätter sehen plötzlich aus wie kleine Boote. Im Internet schreit alles durcheinander: Stickstoff, Cal-Mag, Licht, Gießen. Und die Wahrheit ist – wie so oft – ruhiger und viel logischer. Ein Blatt dreht nicht einfach durch. Es reagiert.

Dieser Artikel ist genau dafür da: damit du lernst, diese Reaktionen zu lesen, statt in Panik alles gleichzeitig zu verändern.


Das Blatt als Sprache der Pflanze

Bevor wir überhaupt über Begriffe wie Taco oder Claw sprechen, muss eine Sache klar sein: Eingerollte Blätter sind keine Krankheit. Sie sind ein Schutzmechanismus. Die Pflanze reguliert damit die Temperatur des Blattes, die Verdunstung von Wasser und den Gasaustausch. Gerät einer dieser Prozesse aus dem Gleichgewicht, verändert das Blatt seine Form – ganz ähnlich wie ein Mensch die Schultern hochzieht, wenn ihm kalt ist.

Genau hier liegt der erste typische Anfängerfehler. Die Frage lautet nicht: „Was fehlt ihr?“
In neun von zehn Fällen lautet die richtige Frage: „Was in der Umgebung passt gerade nicht mehr?“


„Taco“ – das Blatt wie eine gefaltete Muschel

Grower sprechen von „Taco“, weil das Blatt aussieht wie eine zusammengeklappte Tortilla: Die Ränder rollen sich nach oben, während die Mitte relativ flach bleibt. Für Einsteiger wirkt das dramatisch, tatsächlich ist es einer der harmloseren und am leichtesten zu lesenden Stresshinweise.

Die häufigste Ursache ist zu starke Lichtintensität in Kombination mit Bedingungen, die eine saubere Verdunstung verhindern. Praktisch heißt das: Die LED ist sehr stark, das Blatt heizt sich auf, aber die Luft ist zu feucht oder zu kühl, damit die Transpiration mithalten kann. Die Pflanze reduziert die aktive Blattfläche, indem sie die Ränder nach oben zieht.

Viele Anfänger greifen jetzt zu Calcium-Magnesium-Zusätzen oder erhöhen die Düngermenge, weil „sich das Blatt einrollt“. Das ist fast immer ein Fehler. Taco bedeutet keinen Nährstoffmangel. Es bedeutet, dass die Pflanze die gelieferte Energie nicht sauber verarbeiten kann.


„Canoe“ – das Blatt wie ein Boot

Canoe wird oft mit Taco verwechselt, doch der Mechanismus ist ein anderer. Hier biegt sich das gesamte Blatt wie ein Boot, oft wird es weich und schlaff. Das ist eine klassische Reaktion auf zu hohe Blatt­temperatur.

Im Homegrow liegt das Problem selten bei der Durchschnittstemperatur im Zelt. Viel häufiger ist die Wärme ungleich verteilt. Die obere Zone der Pflanze kann mehrere Grad wärmer sein als der Rest, und ohne sanfte Luftbewegung über dem Blätterdach entstehen Hitzepolster. Das Blatt verformt sich, um sich zu schützen.

Moderne LED-Lampen spielen hier eine tückische Rolle. Sie heizen die Luft weniger auf als alte Natriumdampflampen, können aber die Blattoberfläche stark erwärmen. Fehlt der Luftstrom über der Krone, taucht Canoe schneller auf, als viele Anfänger erwarten.


„Claw“ – Adlerkrallen

Claw ist eine andere Liga und einer der wenigen Fälle, in denen tatsächlich die Düngung die Hauptrolle spielt. Die Blätter rollen sich nach unten, werden dick, sehr dunkelgrün und fühlen sich leicht gummiartig an. Die Pflanze wirkt kräftig, aber gleichzeitig träge und schwer.

Das ist ein klassisches Zeichen für zu viel Stickstoff, also den Nährstoff, der für starkes Blattwachstum sorgt. Anders als bei Taco oder Canoe liegt die Ursache hier nicht im Klima oder im Licht, sondern im Gießwasser.

Wichtig ist, nicht überzureagieren. Claw bedeutet nicht automatisch, dass du sofort alles spülen musst. Oft reicht es, den Stickstoffanteil etwas zu senken und der Pflanze Zeit zu geben. Panisches Durchspülen richtet in vielen Fällen mehr Schaden an als der Stickstoffüberschuss selbst.


Wenn sich die Blätter nach oben strecken

Manche Grower sagen, die Blätter „beten“, weil ihre Spitzen nach oben zeigen. Für Anfänger sieht das manchmal verdächtig aus, dabei ist es eines der besten Signale, die eine Pflanze senden kann. Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit liegen nah am Optimum, die Transpiration läuft sauber.

Allerdings ist die Grenze schmal. Wenn sich die Blätter gleichzeitig aufrichten und einrollen, bist du wahrscheinlich einen Schritt zu weit gegangen – meist beim Licht.


Hängende Blätter und die Illusion von Durst

Blätter, die einfach schlaff nach unten hängen, werden oft als Wassermangel interpretiert. In der Praxis ist im Homegrow jedoch viel häufiger zu viel Wasser das Problem – also ein dauerhaft nasses Substrat und Sauerstoffmangel an den Wurzeln.

Auch hier tragen LEDs ihren Teil dazu bei. Niedrigere Temperaturen sorgen dafür, dass das Medium langsamer trocknet. Wer dann „nach Plan“ gießt statt nach Bedarf, ertränkt die Wurzeln. Das Ergebnis: hängende Blätter, obwohl eigentlich schon zu viel Wasser vorhanden ist.


Warum das Klima wichtiger ist als der Dünger

Der sogenannte Dampfdruckunterschied beschreibt, wie stark Wasser aus dem Blatt in die Luft abgegeben werden kann. Klingt technisch, heißt aber im Kern nur: Kann die Pflanze trinken und atmen? Ist die Luft zu feucht oder zu kühl, verlangsamt sich die Transpiration. Nährstoffe sind zwar im Substrat vorhanden, kommen aber nicht dort an, wo sie gebraucht werden.

Deshalb haben so viele vermeintliche Calcium-, Magnesium- oder „unerklärliche“ Mangelerscheinungen ihren Ursprung im Klima. Ein eingerolltes Blatt sagt oft: „Gib mir Luft“, nicht: „Gib mir mehr Dünger“.


Die gefährlichste Anfängerfalle

Das Schlimmste, was du tun kannst, ist mehrere Dinge gleichzeitig zu ändern. Mehr Dünger, Lampe höher, häufiger gießen, noch ein Zusatzprodukt – und danach weißt du nicht mehr, was geholfen und was geschadet hat. Erfahrene Grower arbeiten immer zuerst am Umfeld und fassen die Nährstoffe erst ganz am Schluss an.

Cannabisblätter sind weder launisch noch unberechenbar. Sie sprechen eine klare, logische Sprache – man muss nur lernen, zuzuhören. Taco, Canoe und Claw sind keine Geheimcodes für Profis, sondern deutliche Warnsignale. Wer sie versteht, bringt seine Pflanzen schneller zurück ins Gleichgewicht als mit jedem „Wundermittel“. Ruhe, Beobachtung und immer nur eine Änderung auf einmal schlagen jede Panikreaktion.

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Manolo MJF

Hey, I’m Manolo from MJF – your go-to grow buddy 🌿. I blog about everything cannabis cultivation: from sprouting your first seed to harvesting top-shelf buds. Whether you're growing in a closet or a custom-built growroom, I’m here to share tips, tricks, and tried-and-true methods to keep your plants (and you) thriving. Light it up with knowledge and let’s grow together! 💡🌱 #GrowWithManolo

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