In der Hydroponik gibt es keinen Boden, der als Puffer dient. Die Wurzeln leben ausschließlich in der Nährlösung – das ist ihre ganze Welt. Und wie in einem Aquarium gilt: Wenn diese „Welt“ kippt, leiden die Bewohner.
Die Frage „Wie oft sollte ich mein Wasser wechseln?“ taucht in Grower-Foren immer wieder auf. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, aber es gibt bewährte Grundsätze, um das System sauber und die Pflanzen gesund zu halten.
Warum überhaupt das Wasser wechseln?
- Salzablagerungen – Mit der Zeit reichern sich Mineralien und Dünger an und verändern das Nährstoffverhältnis.
- pH- und EC-Verschiebungen – Pflanzen nehmen manche Nährstoffe schneller auf als andere, was das Gleichgewicht stört.
- Pathogenrisiko – Altes, „müdes“ Wasser begünstigt Algen-, Bakterien- und Pilzwachstum.
- Frischer Sauerstoff – Je älter die Lösung, desto weniger gelöster Sauerstoff, und die Wurzeln merken das sofort.
Die Grundregel – „Einmal pro Woche“
Für die meisten DWC (Deep Water Culture)- und NFT (Nutrient Film Technique)-Systeme gilt: Kompletter Wasserwechsel alle 7 Tage.
Aber – und hier kommt die Erfahrung des Growers ins Spiel – das ist nur ein Ausgangspunkt.
Wann sollte man häufiger wechseln?
- In der Blütephase – Pflanzen trinken und „fressen“ schneller, Verdunstung konzentriert die Lösung.
- Bei hohen Temperaturen – Warmes Wasser beschleunigt Bakterien- und Algenwachstum.
- Nach Zugabe von Zusätzen – Besonders organische Booster oder Aminosäuren, die im Tank verderben können.
- Wenn sich Farbe oder Geruch ändern – Das ist das erste Warnsignal, dass etwas nicht stimmt.
Wann kann man länger warten?
- In gut gekühlten Systemen (18–20 °C) mit starker Umwälzung und Belüftung.
- In der frühen Wachstumsphase bei niedrigem EC (<1,0).
- Wenn täglich Wasser nachgefüllt und pH/EC angepasst wird.
Best Practices für den Wasserwechsel
- Neue Lösung vorher vorbereiten – Am besten einen Tag vorher, damit sich Temperatur und pH stabilisieren.
- Kein „Schock“ für die Pflanzen – Temperaturunterschied zwischen altem und neuem Wasser möglichst gering halten.
- Tank reinigen – Bei jedem Wechsel mit warmem Wasser ausspülen; alle paar Wochen mit einem geeigneten Desinfektionsmittel säubern.
- pH und EC täglich kontrollieren – Diese Werte sagen oft mehr als der Kalender.
Und bei rezirkulierenden Systemen (RDWC)?
In großen Systemen mit geschlossener Wasserführung werden oft Teilwechsel durchgeführt – z. B. 30–50 % des Wassers alle paar Tage, und ein kompletter Wechsel alle 2 Wochen.
Viele erfahrene Grower bevorzugen jedoch trotzdem den wöchentlichen Vollwechsel – sauberes Wasser = gesunde Wurzeln.
Ein kleiner Trick erfahrener Grower
Manche halten einen separaten Puffertank mit belüftetem Osmosewasser bereit. So können sie täglich frisches Wasser nachfüllen und den Vollwechsel etwas hinauszögern – ohne ihn ganz zu vermeiden.
Fazit
In der Hydroponik ist Wasser nicht nur Träger für Nährstoffe – es ist das Lebensumfeld der Pflanze. Die „einmal pro Woche“-Regel funktioniert in den meisten Fällen, aber die besten Grower passen den Rhythmus an pH, EC, Temperatur und Wurzelzustand an. In der Hydroponik gilt wie im Leben: Vorbeugen ist besser als heilen.