Der Anbau von Cannabis, ob im heimischen Grow-Zelt oder im Garten unter freiem Himmel, bedeutet nicht nur, der Pflanze Licht, Wasser und Nährstoffe zu geben. Es ist auch ein ständiger Kampf gegen eine lange Liste von Krankheiten, Schädlingen und ungünstigen Umweltbedingungen. In Europa, mit seinen vielfältigen Klimazonen, ist die Liste potenzieller Bedrohungen besonders lang. In diesem Leitfaden werfen wir einen genauen Blick auf die häufigsten Probleme und wie man sie verhindern und bekämpfen kann.
1. Krankheiten – von Schimmel bis zu Viren
Cannabis-Krankheiten können pilzlicher, bakterieller oder viraler Natur sein. Am meisten verbreitet sind Pilzinfektionen, besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit.
1.1. Grauschimmel (Botrytis cinerea)
Einer der größten Feinde von Indoor- und Outdoor-Growern. Er zeigt sich durch Braunfärbung und Verrottung der Blüten, die mit einem grauen Belag überzogen sind. Meist tritt er in der Blütephase auf, besonders bei dichter, schlecht belüfteter Vegetation.
Vorbeugung:
- Gute Belüftung im Indoor-Bereich.
- Outdoor – Pflanzen ausdünnen, um Luftzirkulation zu ermöglichen.
- Vermeiden, dass Blüten beim Gießen nass werden.
1.2. Echter Mehltau
Ein weißer, mehliger Belag auf den Blättern ist ein sicheres Zeichen. Anfangs harmlos wirkend, breitet er sich schnell auf die gesamte Pflanze aus.
Vorbeugung & Bekämpfung:
- Luftfeuchtigkeit auf 40–50 % halten (Indoor).
- Sprühen mit Natronlösung oder schwefelhaltigen Präparaten.
1.3. Fusarium und Wurzelfäule
Pilze der Gattung Fusarium befallen das Wurzelsystem, was zum Welken und Absterben der Pflanzen führt. Indoor meist Folge von Überwässerung und schlechter Drainage.
Vorbeugung:
- Durchlässiges Substrat verwenden.
- Gießmenge kontrollieren.
1.4. Viruserkrankungen
Das Hanf-Mosaikvirus oder das Gurken-Gelbmosaikvirus führen zu Blattverformungen und Wachstumsstörungen. Heilung gibt es keine – befallene Pflanzen müssen entfernt werden.
2. Schädlinge – von mikroskopisch klein bis groß
2.1. Spinnmilben
Winzige Milben, die Pflanzensaft aussaugen und helle Punkte auf den Blättern hinterlassen. Hohe Temperaturen und geringe Luftfeuchtigkeit begünstigen sie.
Bekämpfung:
- Neemöl-Sprays.
- Nützlinge wie Phytoseiulus persimilis einsetzen.
2.2. Blattläuse
Kolonien an Blattunterseiten und Trieben, produzieren Honigtau, der Rußtaupilze fördert.
Bekämpfung:
- Abwaschen mit Kaliseifenlösung.
- Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen.
2.3. Weiße Fliegen
Kleine, weiße Fluginsekten, die Gelbfärbung und Welken verursachen.
2.4. Raupen
Im Outdoor-Anbau häufig – fressen Löcher in Blätter und zerstören Blüten von innen.
3. Tiere als Bedrohung
Im Freiland können Cannabis-Pflanzen größeren Tieren zum Opfer fallen:
- Rehe – fressen Spitzen und junge Triebe.
- Hasen – bevorzugen junge Setzlinge.
- Vögel – picken Samen oder junge Blätter.
Schutz:
- Zäune oder Netze um die Pflanzen.
- Natürliche Duftbarrieren.
4. Umweltfaktoren und Klimazonen Europas
4.1. Atlantische Zone (z. B. Frankreich, Nordspanien, West-UK)
Mildes Klima, hohe Luftfeuchtigkeit – begünstigt Schimmel und Mehltau, weniger Trockenheitsprobleme.
4.2. Kontinentale Zone (Polen, Deutschland, Tschechien)
Heiße Sommer, kalte Winter. Sommer – Trockenheit und Spinnmilben; Herbst – Feuchtigkeit und Schimmel.
4.3. Mediterrane Zone (Südspanien, Italien, Griechenland)
Hitze und Trockenheit – Probleme mit Spinnmilben, Springschwänzen, Blattläusen; geringeres Schimmelrisiko.
4.4. Gebirgszone (Alpen, Pyrenäen, Karpaten)
Kühle Nächte, Frostgefahr selbst im Sommer; weniger Insektenprobleme, langsameres Wachstum.
5. Prävention – die beste Waffe
- Hygiene im Anbau – Werkzeuge und Flächen regelmäßig reinigen.
- Klimakontrolle – Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Luftzirkulation.
- Ständige Beobachtung – frühzeitiges Erkennen erleichtert die Bekämpfung.
- Wechsel der Schutzmittel – um Resistenzen zu vermeiden.
Gefahr | Typ | Symptome | Begünstigende Bedingungen | Vorbeugung | Bekämpfungsmethoden |
---|---|---|---|---|---|
Grauschimmel (Botrytis cinerea) | Pilzkrankheit | Braunfärbung und Verrottung der Blüten, grauer Belag | Hohe Luftfeuchtigkeit, schlechte Belüftung | Pflanzen ausdünnen, Belüftung verbessern, Blüten nicht benetzen | Befallene Pflanzenteile entfernen, biologische Fungizide |
Echter Mehltau | Pilzkrankheit | Weißer, mehliger Belag auf Blättern | Luftfeuchtigkeit über 60 %, schlechte Luftzirkulation | RH 40–50 % halten, gute Belüftung | Natronlösung, Schwefel, Neemöl |
Fusarium / Wurzelfäule | Pilzkrankheit | Welken trotz feuchtem Substrat, braune Wurzeln | Überwässerung, schlechte Drainage | Durchlässiges Substrat, vorsichtiges Gießen | Pflanzen entfernen, Substrat desinfizieren |
Hanf-Mosaikvirus | Viruserkrankung | Blattdeformationen, Mosaikmuster | Infiziertes Saatgut, Vektoren (Blattläuse) | Zertifiziertes Saatgut | Keine Heilung – Pflanzen entfernen |
Spinnmilben | Schädling (Milben) | Helle Punkte auf Blättern, Gespinste | Hohe Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit | Luftfeuchtigkeit 50–60 %, Monitoring | Neemöl, Raubmilben (Phytoseiulus persimilis) |
Blattläuse | Schädling (Insekten) | Kolonien auf Blattunterseiten, Honigtau | Mäßige Temperaturen, geschwächte Pflanzen | Unkraut entfernen, Monitoring | Kaliseife, Marienkäfer, Florfliegen |
Weiße Fliegen | Schädling (Insekten) | Kleine weiße Insekten, Blattvergilbung | Warm, feucht | Schutznetze, Fallen | Kaliseife, Gelbtafeln |
Raupen | Schädling (Larven) | Löcher in Blättern, beschädigte Blüten | Outdoor, Spätsommer | Schutznetze, Nachtkontrollen | Biologische Mittel (Bacillus thuringiensis) |
Rehe | Tiere | Abbeißen von Spitzen und Trieben | Outdoor in Waldnähe | Zäune, Duftbarrieren | Schutzgitter |
Hasen | Tiere | Abfressen junger Setzlinge | Felder, Wiesen | Zäune, Abschreckmittel | Schutzbarrieren |
Vögel | Tiere | Picken von Samen, jungen Blättern | Frühphase des Wachstums | Netze über Beeten | Vogelscheuchen, reflektierende Bänder |
Trockenheit | Klimafaktor | Welke Blätter, Wachstumsstopp | Sommer, Mittelmeerraum | Mulchen, Beschattung | Tröpfchenbewässerung |
Übermäßige Luftfeuchtigkeit | Klimafaktor | Schimmel, Fäulnis | Atlantisches Klima | Belüftung, Pflanzabstand | Präventive Sprays, Luftentfeuchter |
Frost | Klimafaktor | Gewebeschäden, schwarze Blätter | Gebirgsregionen, Frühling/Herbst | Spätere Aussaat, Abdeckungen | Pflanzen ins Gewächshaus bringen, Vliesabdeckung |
6. Fazit
Gesunder Cannabisanbau erfordert ein Gleichgewicht zwischen optimaler Versorgung der Pflanze und wirksamem Schutz vor Gefahren. In Europa reicht das Spektrum von Schimmel im regnerischen Irland bis zu Spinnmilben im heißen Griechenland. Entscheidend sind die Kenntnis des eigenen Klimas, Aufmerksamkeit und Handlungsbereitschaft.