Im Cannabisanbau gibt es nur wenige Anblicke, die so beunruhigend sind wie das langsame Verblassen des satten, tiefen Grüns unserer Pflanzen. Anstelle der lebendigen Farbe tritt Blässe auf, manchmal mit einem Übergang ins Gelbe. Das ist Chlorose – ein Symptom, das vieles bedeuten kann, von leichten Nährstoffmängeln bis hin zu ernsten Problemen im Wurzelsystem.
Was Chlorose eigentlich ist
Chlorose ist der Verlust des grünen Pigments – Chlorophyll – in den Blättern. Chlorophyll ist für die Photosynthese verantwortlich, also für den Prozess, bei dem die Pflanze Licht in Energie umwandelt. Fehlt es daran, geht der „Produktionsfabrik“ der Rohstoff aus, die Leistung sinkt und kann im schlimmsten Fall ganz zum Stillstand kommen.
Frühe Symptome – von leichter Aufhellung bis zum vollständigen Vergilben
Oft beginnt es mit einer Aufhellung der jüngsten Blätter an der Spitze der Pflanze. Bei Eisenmangel verfärben sich neue Triebe zuerst, während die Blattadern grün bleiben. Bei Magnesiummangel ist es umgekehrt – ältere Blätter vergilben von den Rändern her, mit deutlich sichtbarer Aufhellung zwischen den Adern.
Woher Chlorose kommt
Die Ursachen sind vielfältig, und eine korrekte Diagnose erfordert Beobachtung und manchmal Tests:
- Nährstoffmängel – Eisen, Magnesium, Stickstoff, Mangan.
- pH-Ungleichgewicht – Nährstoffblockade trotz ausreichender Verfügbarkeit.
- Wurzelkrankheiten – Wurzelfäule oder Pilzinfektionen, die den Nährstofftransport einschränken.
- Überwässerung oder Austrocknung – Störung des Sauerstoff–Wasser-Gleichgewichts im Wurzelbereich.
- Mechanische Schäden oder Umweltstress – plötzliche Temperaturschwankungen, zu starkes Licht.
Warum eine genaue Diagnose so wichtig ist
Chlorose ist wie Husten beim Menschen – ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt, aber keine genaue Ursache. Eine Fehldiagnose kann das Problem verschlimmern. Wer Eisenmangel wie Magnesiummangel behandelt, hilft der Pflanze nicht. Ist der pH-Wert falsch, nützt auch der beste Dünger nichts.
So bekommt die Pflanze ihr gesundes Grün zurück
- pH-Wert prüfen – im Boden idealerweise 6,0–6,5, in Hydroponik 5,5–6,0.
- Mangel identifizieren – das Vergilbungsmuster mit Diagnosetabellen vergleichen.
- Düngung anpassen – fehlende Mikronährstoffe (z. B. Eisenchelat, Magnesiumsulfat) oder Makronährstoffe zuführen.
- Wurzelbereich optimieren – für gute Belüftung und Drainage sorgen, Staunässe vermeiden.
- Neuwuchs beobachten – frisches grünes Laub ist ein Zeichen für Besserung.
Vorbeugung – die beste Waffe gegen Chlorose
Regelmäßig pH, EC und den Zustand der Blätter überwachen. Vorbeugen ist immer einfacher, als einen schweren Mangel zu beheben. Dünger mit vollständigem Mikronährstoffspektrum verwenden und das Substrat gelegentlich durchspülen, um Salzansammlungen zu vermeiden.
Chlorose als Lektion in Geduld
Erfahrene Grower wissen, dass Chlorose Ruhe und Konsequenz erfordert. Manchmal dauert die Behebung nur wenige Tage, manchmal mehrere Wochen. Wichtig ist, keine übereilten Maßnahmen zu ergreifen und der Pflanze Zeit zu geben, das Gleichgewicht wiederzufinden.
Fazit
Blattchlorose ist kein Todesurteil – sondern eine Warnung. Wer sie ernst nimmt, kann die Gesundheit und Vitalität seiner Pflanzen schnell wiederherstellen. Entscheidend sind genaue Beobachtung, richtige Diagnose und konsequentes Handeln. Beim Cannabisanbau gilt wie in der Medizin: Die Ursache behandeln, nicht nur die Symptome.